Chronik vom Lippenhof
Im Eckbachtal – oben angrenzend an den Trescherhof, unten an den Lickertenhof
Beim Lippenhof handelt es sich um eine so genannte Sachgesamtheit, bestehend aus dem nur im Wohnteil noch aus dem 17. Jahrhundert stammenden Hofgebäude, einer Mühle und einem Berghaus, dem sogenannten „Lippenhisli“, das im Türsturz mit 1681 datiert ist.
Der Hof repräsentiert denjenigen Typ, der durch eine senkrecht zum Hang verlaufende Firstlinie und einen bergseitigen Wohnteil charakterisiert wird – typisch für die Gegend im Hochschwarzwald. Vermutlich wurde im 19. Jahrhundert der Hof an der Bergseite um zwei Achsen verlängert.
Der Wohnteil vom Lippenhof wurde 1989 bis auf die Kellermauern abgerissen und neu aufgerichtet. Der Stall wurde bereits 1981 komplett erneuert.
Hofnamen:
Von den beiden früheren Hofbesitzern Philipp Kleiser, genannt „de Lipp“ oder in Mehrzahl für die ganze Familie „s’Lippe“.
Hofbesitzer:
- Kleiser Bernhard von ca. 1690 bis 1741
- Kleiser Matthä von 1741 bis 1780
- Kleiser Philipp von 1780 bis 1830
- Kleiser Philipp von 1830 bis 1850
- Kleiser Franz Xaver von 1850 bis 1889
- Kleiser Peter von 1890 bis 1914
- Kleiser Bernhard von 1919 bis 1956
- Kleiser Siegfried von 1956 bis 1991
- Kleiser Bernhard seit 1991
Lippenhisli
Das Berghäusle wurde 1681 vom damaligen Lippenbauer als Leibgeding erbaut, somit als Alterssitz nach der Übergabe des Hofes an den jüngsten männlichen Erben.
Mit der Übergabe des Hofes an den Nachfolger, wurde ein genauer Vertrag aufgesetzt mit allen Rechten und Pflichten des Vaters bzw. des Sohnes. Aus diesen Verträgen ist heute genau zu entnehmen, was früher auf den Höfen gegessen wurde und außerdem viele Details des täglichen Lebens.
Der Altbauer hatte normalerweise ein bis zwei Kühe im Stall und ein Schwein. Der Jungbauer musste für Futter und Heu sorgen, sowie für bestimmte Naturalien; außerdem für genügend Feuerholz.
Auch das „Lippenhäusle“ war dementsprechend eingerichtet und diente bis Mitte des 19. Jahrhunderts als Altenteil. Peter Kleiser baute um 1890 im Lippenhof die Bergseite aus und gewann das Stüble hinter der Wohnstube und darüber zwei Kammern. Von da an blieb der Altbauer auf dem Hof und das „Lippenhäusle“ wurde vermietet.
Es hatte immer noch die einfache Form des Ursprungs. Die Wasserversorgung erfolgte über Holzdeichele (ausgehöhlte Holzstämme) zu einem Brunnentrog im Wassergang an der Bergseite hinter dem Viehstall. Eine sehr kleine Küche hatte nur eine offene Feuerstelle mit darüberhängendem Funkenlöschgewölbe. Das Haus hatte keinen Kamin, der Rauch zog über die über der Küche liegenden Rauchkammer frei durch das Haus ins Freie. Ein Kamin wurde erst 1957 eingebaut. Nur die Stube konnte durch einen Kachelofen, der von der Küche beheizt wird, erwärmt werden.
Ab 1910 wohnte die Taglöhner-Familie Bonifaz Hernau mit acht Personen im Häusle, die 1910 wieder auszogen.
Anschließend bewohnte die Familie Braun das Häusle bis 1952.
Nach einer Übergangszeit von drei Jahren, in der die Familie Vollmer aus Freiburg Pächter war, diente das Häusle ab 1956 als Ferien- und Freizeitheim für einen Freundeskreis von Freiburger Familien.
Das „Lippenhäusle“ mit Vollwalmdach hat nahezu seine gesamte Ständerbohlenkonstruktion, die nur zum Teil unter einem Schindelmantel verdeckt ist, bewahrt.
Von Anfang 2019 bis Mitte 2020 wurde das Häusle aufwendig und liebevoll renoviert. Als unsere „Ferienhütte“ steht es nun zur Vermietung für Feriengäste und Seminare mit Übernachtung zur Verfügung.
Lippenhisli vor dem Umbau
Lippenhisli nach dem Umbau
Lippenmühle
Oberhalb des Hofes liegt seit alters her ein Weiher, der das nicht allzu kräftig fließende Bachwasser aufstaute, um damit die Hofmühle, die heute noch besteht, kurzzeitig zu betreiben.
Vor ca. 100 Jahren gab es noch eine zweite Mühle an der Straße zum Trescherhof.
Von der Getreidemühle konnte mittels eines Seilzuges zur Tenne im Hof die Kraft des Wasserrades zum Antrieb von Futterschneidmaschinen und anderern Geräten übertragen werden. Diese Anlage wurde erst durch den Einsatz von Elektromotoren um 1950 abgebaut.
Ab 1917 wurde die Wasserkraft zur Eigenstrom-Erzeugung genutzt. Ein Gleichstrom-Generator lud eine 65 Volt-Batterie auf, die für das Licht im Haus ausreichte.
Der Anschluss an das öffentliche Stromnetz erfolgte erst zu Weihnachten 1948. Erst von da an war der Einsatz von elektrischen Antrieben im ganzen Hof möglich.